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FREUNDE DES ANGERPARKS

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Frankenpost
Dämonen

Gespenster machen mächtig Radau

Erschienen im Ressort Selb am 07.01.2008

Bilder: Andrea Müller

Raunacht
Furchteinflößende Dämonen und Geister treiben am Angerpark in Erkersreuth ihr Unwesen. In der Raunacht sollen Dämonen vertrieben werden.

Selb – Der Angerpark in Erkersreuth ist nicht nur zum schmucken Kleinod geworden, sondern inzwischen auch bekannt für fröhlich ausgelassene Jahreszeitenfeste aller Art. Die Freunde des Angerparks luden am Abend vor Epiphanias bereits zum dritten Mal ein, um einen alten Brauch wieder aufleben zu lassen: Die Raunacht. Dabei gab es eine „Welturaufführung“: Der Erkersreuther Jürgen Judas stellte vor großem Publikum das von ihm getextete und komponierte „Erkersreuther Heimatlied“ vor.

Klirrende Kälte, dichter Schneefall und gespenstische Abenddämmerung: Wahrlich rau zeigte sich der Epiphaniasvorabend – der Beginn der letzten von zwölf Raunächten, in der nach altem Mythos mit viel Radau und Klamauk Dämonen ausgetrieben werden sollten. Doch Karl der Große verbot die heidnischen Riten und ließ stattdessen neues, christliches Volksbrauchtum entstehen: An den Rau(ch)nächten wurden von nun an Haus und Stall mit Weihwasser und Weihrauch gesegnet, Kerzen entzündet und Gebete gesprochen.

Hymne erobert die Herzen

Die Erkersreuther Angerfreunde machen in der rauen Jahreszeit ein spaßiges Fest im Freien daraus: Lodernde, rauchende Holzklötze sorgen für mystisches Ambiente.

Einige schaurig-lustige Geister werden losgelassen, um für ein paar Stunden in der dichten Menschenmenge ihr Unwesen zu treiben, es gibt scharfe Räubersuppe und Jagertee zum Aufwärmen.

Dieses Jahr gab es außerdem eine Überraschung, die Angerfreunde kündigten eine „Welturaufführung“ an: Der Erkersreuther Jürgen Judas packte seine Gitarre aus, nahm einen Liedzettel mit handgeschriebenen Noten und stellte das von ihm gedichtete und vertonte Erkersreuther Heimatlied vor.

Jürgen Judas mit Erwin Benker

Jürgen Judas (rechts) hat das Lied ersonnen.

„Mit der Fahne hier im Angerpark fing alles an“, so der pensionierte Schuldirektor. Wenn Erkersreuth eine Fahne habe, brauche es auch eine Hymne, hatte er vor einiger Zeit gehört. Da ging er es tatsächlich an und schrieb ein Lied, das nun mit seiner ohrwurmverdächtigen Melodie sofort die Herzen der Erkersreuther eroberte: Von der Geschichte um Raithenbacher und Lindenfelser und dem Erkersreuther Schloss handelt der erste Vers. Im zweiten geht es um die Geografie: Voits- und Wirtsberg, die zwei Friedensbäume, Grenznähe und Klima werden besungen. Der dritte Vers schließlich ist der Geselligkeit und Lebensfreude, nicht zuletzt dem Angerpark gewidmet. Schon beim ersten Vorsingen stimmten viele in den Refrain mit ein, und als die Liedzettel verteilt waren, erklang ein spontan begeisterter, vielstimmiger „Erkersreuther Angerparkchor“, der den Liedermacher mit Bravorufen und viel Applaus bedachte. Das aus der Taufe gehobene Erkersreuther Heimatlied soll von nun an immer bei Angerparkfesten gesungen werden. Damit noch nicht genug der fröhlichen Melodien: Auch die „Fidele Hinterachse“ schneite herein und sorgte mit Spektakel und Brimborium für kuriose Musik. Die Kfz-Meister-Combo um Peter Kampschulte (bekannt von Radio Euroherz und dem Theater Hof) kommt im schrillen Outfit und trompetet nicht nur genial auf gängigem Blech, sondern auch auf einer ausgedienten Ölkanne. „Wir sind die einzige Band, die mit ihrer ,schräg-lichen‘ Musik alle bösen Geister vertreibt!“, verkündete Kampschulte und fuchtelt heftig mit seinem scheppernden Rambazambainstrument, um die imaginären Dämonen zu bannen.

Die Unwesen treibenden Erkersreuther Geister ließen sich jedoch nicht beeindrucken, sie hatten ihren spitzbübischen Spaß inmitten der ausgelassenen Menschenmenge. Wild tanzende Schneeflocken legten sich wie Watte auf Posaune, zahllose Schirme und Hüte – eine Raunacht war es, wie sie mystischer und zauberhafter kaum sein könnte.

Andrea Müller

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